Naturwissenschaftlicher Ansatz

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Das Empfinden einer nicht mit Uhren meßbaren Eigenschaft, einer Qualität der Zeit, dies ist ein Phänomen, welches zu unserem Menschsein gehört. An was kann es in der Außenwelt festgemacht werden? Es gibt da den sich alljährlich wiederholenden Lauf der Sonne am Himmel und die sich daraus ergebenden Jahreszeiten. Doch viele Entwicklungen in unserem Leben, in der Familie, der Wirtschaft und Politik scheinen nach anderen Rhythmen abzulaufen – wenn nicht nach dem Sonnenlauf, dann vielleicht nach dem des Mondes? Und wenn durch dessen Phasen nicht alle Zeitphänomene erklärt werden können, dann vielleicht durch den Lauf der Planeten, die sich so unendlich langsam am nächtlichen Himmel bewegen? Ihre Bahnen blieben, von ganz leichten Schwankungen abgesehen, seit der Entstehung der Erde stets gleich. Alles Leben hier wuchs in diese Rhythmen hinein. Es ist bekannt, wie stark geringe, aber stets gleichförmige Kräfte wirken. Man denke nur an die Kraft des Wassertropfens in einer Tropfsteinhöhle oder die des Windes in Wüstengegenden. So winzig, wie die Massenkräfte der weit entfernten Planeten auch auf uns wirken – durch ihre schier ewige Kontinuität könnte ein großer Einfluß auf uns Menschen bestehen.

Auf der rechts oben abgebildeten Grafik erscheint die Bewegung des Sonnensystems dreidimensional. In der Mitte bewegt sich die Sonne auf ihrer Bahn durchs Universum, drum herum kreisen die Planeten, und auch unser Heimatplanet Erde mit seinem Mond. Da sich ferner die Sonne selbst durch den Raum bewegt, schrauben sich die kreisenden Planeten also spiralförmig durch den unendlichen Weltraum. Als eine Spirale, in ihrer nach innen und außen drehenden Dynamik Metapher und Symbol zugleich, kann auch der Verlauf und das Erleben von Zeitläufen begriffen werden.

Das Horoskop als Augenblickskonstellation z. B. bei der Geburt eines Menschen, der Grundsteinlegung eines Hauses oder bei einem Unfall kann man sich als Querschnitt durch diese Raum-Zeit-Spirale vorstellen. Rein technisch entspricht dieses Modell der modernen Astronomie, und sie ist stimmig mit den Vorstellungen moderner Astrologie. Ein Kind seiner Zeit zu sein, nichts Statisches, sondern ein Prozeß, sich lebendig in der Zeit fortwährend weiterentwickelnd: so zeigt sich das Menschenbild der modernen Astrologie in ihrer Rückbindung an die Astrophysik.

Wir sehen, die Idee von einer Qualität der Zeit orientiert sich auch heutzutage an den jeweils gültigen wissenschaftlichen Modellen. Dafür, daß eine solche Vorstellung nicht an modernen Universitäten und Forschungseinrichtungen diskutiert wird, bietet sich eine ganz einleuchtende Erklärung an: Natürlich gibt es dort überwiegend Intellektuelle, die aus Angst um ihre wissenschaftlichen Pfründe die Finger von der Astrologie lassen – und oft begreifen solch technisch orientierte Menschen die psychische Komponente des Sternenmythos auch ganz einfach nicht.

Der moderne Wissenschaftler ist ein Spezialist und selten in ganzheitlichem Denken geübt. Die Astrophysiker hingegen wollen bei der Beobachtung der Vorgänge im Weltall allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten entdecken. Sie erforschen organisierte Materie wie interstellares Gas und Staub, ferne Sonnen, Supernovae, Galaxien. Mit ihren Teleskopen und Radiowellenempfängern können sie immer weiter in die Unendlichkeit hinausschauen. Dabei brauchen sie stets feste Bezugsgrößen, um messen, gewichten und einordnen zu können. Unter der ungeheuren Vielzahl von Informationen und Daten, die sich in ihren Computern sammeln, müssen sie genau den Gegenstand ihrer Forschung herausfiltern.

Ceteris paribus, unter ansonsten gleichbleibenden Bedingungen: Da der Astrophysiker in das Experiment Kosmos nicht eingreifen kann, hilft ihm selbst diese Standardanmerkung naturwissenschaftlicher Formeln auch nicht weiter. Um mathematisch verifizierbare Formeln aufstellen zu können, muß er sich also auf sehr, sehr wenige Faktoren konzentrieren.

Um den Bezug zum Menschen herzustellen und somit die Thesen der Astrologie zu überprüfen, hat man psychologische Tests entwickelt. Doch welcher Mensch läßt sich mit all den vielschichtigen Schattierungen seiner Psyche schon als Fragebogenergebnis beschreiben? Märchen, Lieder, Gedichte und Bilder bleiben geeignetere Werkzeuge. Niemand brennt in physikalischem Sinne. Aber wir verstehen sofort, was mit einem feurigen Charakter gemeint ist, einem galligen, d. h. cholerischen. Die uralte Lehre von den Elementen hat viele gemeinsame Wurzeln mit Astrologie, Psychologie und Medizin. Dort denkt man nicht kausal, sondern analog, in Entsprechungen.



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Planetengott Venus

Venus

als mittelalterlicher
Holzschnitt












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